Vaskuläre Neurochirurgie

Hirngefäßaneurysmen sind Aussackungen der Hirnarterien, die häufig als Zufallsbefunde im Rahmen von MR-Bildgebungen des Gehirns diagnostiziert werden. Solange es zu keiner Blutung kommt, sind Hirngefäßaneurysmen in der Regel asymptomatisch. Im Falle einer Ruptur eines Hirngefäßaneurysmas, kommt es jedoch zu einer sogenannten Subarachnoidalblutung, die mit einer schlechten Prognose assoziiert ist.

Daher ist es erforderlich, Hirngefäßaneurysmen genau abzuklären und das Blutungsrisiko einzuschätzen. Daraus wird die Behandlungsindikation abgeleitet. Die Behandlungsmöglichkeiten richten sich je nach Aneurysmagröße, Konfiguration, Lokalisation sowie nach allgemeinen patientenindividuellen Faktoren wie Alter und Vorerkrankungen.

Arterio-venöse Malformationen (AVMs) sind angeborene komplexe Gefäßmissbildungen, bei denen Hirnarterien direkt und ohne Zwischenschaltung von Kapillaren in einem sogenannten Nidus mit Venen verbunden sind. AVMs können zu schweren Hirnblutungen führen. In manchen Fällen können AVMs jedoch auch epileptische Anfälle oder Kopfschmerzen hervorrufen. Für die Therapie der AVMs kommen die mikrochirurgische Resektion, interventionelle Embolisation und die Radiotherapie in Betracht. Häufig sind Kombinationen dieser Verfahren für eine sichere und erfolgreiche Behandlung erforderlich.

Kavernome sind Gefäßmissbildungen, die aus unterschiedlich großen, erweiterten venösen Gefäßräumen bestehen und sowohl sporadisch als auch familiär gehäuft vorkommen. Häufig sind Kavernome asymptomatisch und bedürfen keiner Behandlung. In einigen Fällen können sie jedoch zu epileptischen Anfällen oder durch wiederholte Blutungen zu neurologischen Störungen führen, so dass eine neurochirurgische Entfernung erforderlich sein kann.

Unter neurovaskulären Kompressionssyndromen versteht man Erkrankungen, die auf eine Kompression von Hirnnerven in der Nähe ihrer Eintrittszone am Hirnstamm durch Gefäßschlingen von Hirngefäßen verursacht werden. Die häufigsten neurovaskulären Kompressionssyndrome sind die Trigeminusneuralgie sowie der Hemispasmus facialis.

Bei der Trigeminusneuralgie kommt es zu attackenartigen, plötzlich einschießenden stechend-brennenden Schmerzen im Bereich einer Gesichtshälfte, die sich häufig durch Triggerfaktoren wie Kauen oder Sprechen provozieren lassen. Die Ursache der typischen Trigeminusneuralgie ist dabei meistens ein Gefäß-Nerven-Kontakt zum V. Hirnnerven (N. trigeminus). Beim Hemispasmus facialis kommt es zu attackenartigen Verkrampfungen einer Gesichtshälfte, die ebenfalls triggerbar sind. Ursache ist hierbei meistens ein Gefäß-Nerven-Kontakt zum VII. Hirnnerven (N. facialis).

Die Behandlung beider Erkrankungen ist primär medikamentös. Jedoch kann bei schlechtem Ansprechen oder Unverträglichkeit der Medikamente durch eine mikrochirurgische Operation, bei welcher der Kontakt zwischen Hirngefäß und Nerv getrennt wird (sog. Mikrovaskuläre Dekompression nach Jannetta) häufig eine Heilung erreicht werden.