Voraussetzung für eine diagnostische Polysomnographie (Stufe 4) im Schlaflabor ist eine durchgeführte kardiorespiratorische Polygraphie („Schlafscreening“, Stufe 3). Diese kann unter anderem ambulant, meist bei Fachärzt:innen für Innere Medizin und Pneumologie, Fachärzt:innen für Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und vereinzelt auch bei hausärztlichen Fachkolleg:innen durchgeführt werden.
Die meisten Patient:innen mit unerholsamem Schlaf leiden unter Tagesschläfrigkeit (Hypersomnie), Ein-und Durchschlafstörungen (Insomnie), Konzentrationsschwierigkeiten, Abgeschlagenheit mit verminderter Leistungsfähigkeit, Gedächtnisstörungen, morgendlich betonten Kopfschmerzen, häufigem nächtlichen Wasserlassen und depressiver Verstimmung.
Von Angehörigen wird häufig, gerade bei obstruktiven schlafbezogenen Atemstörungen, über nächtliches Schnarchen und nächtliche Atemstillstände des betroffenen Patient:innen berichtet.
Weitere Schwerpunkte der Diagnostik sind das zentrale Schlafapnoesyndrom (u.a. Cheyne-Stokes-Atemmuster), das häufig im Rahmen einer Herzleistungsschwäche und nach einem Schlaganfall auftreten kann, und Hypoventilationssyndrome (Atmungsminderung), beispielsweise im Rahmen einer Adipositas (Übergewicht).
Eine Terminvereinbarung zur diagnostischen Polysomnographie ist mit unserem Schlaflabor unter der Telefonnummer: 0911 7580 3212 jederzeit möglich.
Die Aufnahme im Schlaflabor erfolgt ab 20:00 Uhr. Idealerweise wird versucht, den häuslichen Schlafgewohnheiten zu entsprechen. Die Anlage der Messsensorik erfolgt durch die geschulten Schlaflabormitarbeiter:innen („Verkabelung“). Dies ist am Anfang etwas ungewohnt, wird aber nach kurzer Eingewöhnung meist rasch toleriert und ist Voraussetzung für die Messung und Überwachung der Körperfunktionen.
Dabei werden die Hirnströme (EEG) zur Beurteilung der Schlafqualität und der -quantität erfasst mit Bestimmung der Schlafarchitektur. Im Normalfall folgen in zyklischer Abfolge auf den Leichtschlaf erholsamer Tief- und Traumschlaf.
Des Weiteren werden gemessen:
- Augenbewegungen (EOG): Abgrenzung von Traumschlaf (REM) von Nicht-Traumschlaf (NonREM-Schlaf)
- Muskeltonus: Messung der Muskelspannung am M.mentalis (Kinnregion). Dabei zeigt sich mit Zunahme der Schlaftiefe eine Abnahme des Muskeltonus.
- Messung des Atemflusses (Flow) durch Thermistoren oder Staudruckmessung.
- Atemanstrengung: Zur Messung wird ein Brust- und Bauchgurt mit Dehnungssensoren angelegt.
- Schnarchmikrophon: Detektion des nächtlichen Schnarchens mit möglicher Differenzierung habituellen Schnarchens von schlaffragmentierendem obstruktiven Schnarchen durch Arousalanalyse mithilfe der Hirnstrommessungen
- Elektrokardiogramm (EKG): Messung von langsamen und schnellen Herzrhythmusstörungen und eventuell durch Atemaussetzer (Apnoe) bedingten Überleitungsstörungen (AV-Blockierungen) durch zwei Elektroden am Brustkorb
- Analyse der nächtlichen Körperlage durch einen Lagesensor. Dadurch können lagebedingte schlafbezogene Atemstörungen abgegrenzt werden.
- Sauerstoffsättigung: Durch Atemaussetzer (Apnoen) kommt es bei fortgesetztem Sauerstoffverbrauch im Körper und fehlender Sauerstoffaufnahme zu wiederkehrender Sauerstoffschuld. Dies kann mit einem Fingerclip gemessen werden.
- Beinbewegungen (periodic leg movements, PLM´s): Jeweils zwei Elektroden im Bereich des M. tibialis anterior (Unterschenkel) leiten über die Muskelspannung periodische Beinbewegungen ab.
- Videoüberwachung: Dadurch sind z.B. Parasomnien wie Schlafwandeln zu erfassen.
- Beatmungsdruck: Sollte bereits ein Therapiegerät verwendet werden, kann mittels Drucksensoren der Gerätedruck bestimmt werden und durch manuelle Titration ggf. angepasst werden.
- fakultativ transkutane (über die Haut) Kohlendioxidmessung bei dem Verdacht einer Minderung des Atemantriebs (Hypoventilation) mit nächtlicher Hyperkapnie (Erhöhung des Kohlendioxidanteils im Blut). Hierüber sind auch die nächtliche Einleitung und die Kontrolle einer Heimbeatmung (intermittierende Selbstbeatmung) möglich.
Weitere Diagnostika:
- p01-Messung zur Darstellung der Atemmuskelfunktion
- Vigilanztests (Pupillographie und Daueraufmerksamkeitstest, MWT)
- Multipler Schlaflatenztest (unter anderem wichtiger diagnostischer Mosaikstein bei der Fragestellung einer Narkolepsie)
- Arterielle Blutgasanalyse, Bodyplethysmographie und CO-Diffusionsmessung
- Schlaftagebuch
Die polysomnographische Messung endet gegen 06:00 Uhr morgens. Selbstverständlich wird bei Bedarf ein Frühstück gereicht. Nach manueller Auswertung der erhobenen Biodaten erfolgt bezogen auf den individuellen Befund ein persönliches Gespräch am gleichen Tag. Dabei werden auch die Therapiealternativen erläutert.